… AD(H)S und ASS und wie wir Eltern unseren Kindern und uns selbst helfen können.

Steigende Zahlen neurologischer Entwicklungsstörungen – das Problem wird grösser. Weshalb?

Seit den 70er Jahren nehmen die diagnostizierten Fälle von Kindern mit Autismus und AD(H)S stetig zu. In den letzten zehn Jahren sogar sehr deutlich. ADHS ist dabei bei weitem die häufigste diagnostizierte Entwicklungsstörung im Kindesalter in Europa.

Gleichzeitig sind die Toleranz gegenüber und das Verständnis für verhaltensauffällige Kinder in der Gesellschaft eher gering. Und die Angst und der psychische Druck, zusätzlich zur oft fehlenden Unterstützung für die Eltern, lastet schwer auf betroffenen Familien.

Diagnose und mögliche Symptome bei AD(H)S und ASS:
Die Diagnose solcher neurologischen Entwicklungsstörungen basiert vor allem auf Verhaltensauffälligkeiten wie zum Beispiel

• ist hyperaktiv, hibbelig und kann sich schlecht konzentrieren und fokussieren

• ist impulsiv und leicht reizbar (spuckt, schreit, benutzt Schimpfwörter, Handgesten)

• keine oder geringe Frustrationstoleranz (gibt schnell auf oder hat Schwierigkeiten, neue Aufgaben überhaupt anzufangen)

• kann sich emotional nicht selbst regulieren (braucht ewig bis Ausraster und Wutanfälle wieder vorbei sind)

• ist aggressiv und «gemein» zu anderen

• ist unsozial, teilt nicht gerne und hat Schwierigkeiten, Freunde zu finden oder zu behalten

• lacht über Dinge, die für andere nicht lustig sind

• vergisst alles, hat ein schlechtes Gedächtnis

• hat Angst vor Neuem, kommt mit neuen Situationen schlecht zurecht

• verletzt sich selbst oder andere (treten, beissen, schlagen)

• muss alles anfassen, zwanghaftes Verhalten

• stolpert ständig, schlechte Koordination und Bewegung im Raum

• ist ständig «abwesend» und in seine eigene Welt versunken

• wirkt apathisch und teilnahmslos

• selbststimulierendes und/oder repetitives Verhalten

• lässt sich zu nichts motivieren

• stur wie ein Esel, sagt zu allem immer nein

• sehr ängstlich


Bei den heutigen Diagnoseverfahren teilweise unbeachtet: die körperlichen Symptome, wie zum Beispiel:

• extrem sensitiv auf Geräusche, Licht, Gerüche, Berührungen von Materialien/Kleidung etc.

• schläft nicht durch oder schlecht ein, oder nur im elterlichen Bett

• Bettnässen, nicht sauber und das schon seit langer Zeit

• verzögerte oder keine Sprachentwicklung, Sprachstörung

• Verdauungsprobleme (Durchfall, Verstopfung, Bauchweh, Blähbauch, Gase)

• Essstörungen, wählerische:r Esser:in

• starker Bewegungsdrang, Hyperaktivität

• fein- oder grobmotorische Schwäche (unleserliche Schrift, Probleme beim Stifthalten etc.)

• Laufen auf Zehenspitzen oder schlechte Körperspannung

• ist immer krank (viele Infektionskrankheiten) oder gar nie krank

• ist ständig müde, energielos

• hoher Puls, ständig schwitzige Hände

• übermässiges Schwitzen

• Ekzeme, trockene Haut, Neurodermitis und Co.

Es ist auch möglich, dass Kinder Doppelt- oder Dreifach-Diagnosen erhalten, zum Beispiel frühkindlicher Autismus mit AD(H)S.

Wie werden AD(H)S und ASS behandelt?

Die westliche Medizin fokussiert sich auf die Behebung der Symptome im Bereich der Verhaltensauffälligkeiten. In den meisten Fällen werden Verhaltensauffälligkeiten daher entweder medikamentös und/oder mit einer Verhaltens- oder Lerntherapie behandelt.

Das kannst Du als Elternteil tun:

Viele Eltern stecken jahrelang in Warteschleifen auf Diagnoseplätze, Plätzen in Standardtherapien oder in Medikamentengabe fest. Wichtig ist hier, dass sich die Eltern in der eigenen Überforderung nicht allein gelassen fühlen. 

Nach einiger Zeit in dieser physischen und psychischen Überforderung, streikt irgendwann nämlich auch die körperliche und mentale Gesundheit der Eltern. Statistiken belegen, dass Eltern von Kindern mit Entwicklungsrückständen wie AD(H)S oder Autismus um ein Vielfaches mehr von Burnout (zur Studie) betroffen sind als andere Eltern. 

«Das Leben mit undiagnostiziertem ADHS ist ein bisschen so, als würde man mit einer Gruppe an Menschen eine Wand hochklettern, aber hätte vorher heimlich die Füße zusammengebunden. Die anderen denken, ich könnte ganz normal mit Händen und Füssen klettern und wundern sich, warum ich es nicht hinbekomme oder so langsam bin, während ich mich frage, warum für mich alles so anstrengend ist.»

Eltern sind die besten Therapeut:innen für ihre Kinder, wenn sie denn wissen, was zu tun ist.

1—Zuerst den eigenen Nervensystemzustand regulieren

Damit sich unsere Kinder an und mit uns regulieren können, müssen wir in Vorleistung gehen und uns selbst regulieren. Konkret: Wir müssen unseren eigenen Stress abbauen –  das ist für Eltern von Kindern mit einer Diagnose wie AD(H)S oder ASS mehr als nur eine hohle Phrase. 

2—Das Kind besser verstehen und lesen

Welche Bedürfnisse hat das Kind? Indem wir die Bedürfnisse des Kindes verstehen und sie so besser befriedigen, gibt es weniger Ausraster und mehr Zufriedenheit.

3—Neue Elternfähigkeiten erarbeiten

Die meisten Eltern versuchen ihr Kind so zu erziehen, wie sie selbst erzogen worden sind oder versuchen es (gezwungenermassen) in unser gesellschaftliches System zu pressen. Beides bedeutet grossen Druck auf der Eltern-Kind-Beziehung und resultiert meist in Formen der Bestrafung für das Kind (Time out, Verbote, Androhungen etc). Wer es schafft, Druck aus der Beziehung zu nehmen, wird sehen, wie sein Kind wieder anfängt, freiwillig zu kooperieren.

4—Körperlichen Stress minimieren

Die Ernährung unserer Kinder bildet eine wichtige Grundlage bei der Verbesserung der Symptome. Wie Alberto Villoldo, Psychologe und medizinischer Anthropologe sagte: «Hirngesundheit beginnt im Darm.» In klinischen Studien (ASS, ADHS) wurde bei über 80% dieser Kinder eine Fehlbesiedlung des Darmmikrobioms festgestellt. Eine Ernährungsumstellung zu einer antientzündlichen Ernährung und Sanierung des Darms ist daher für fast alle Kinder sehr zu empfehlen. 

5—Das i-Tüpfelchen: seelischen Stress reduzieren

Es ist für jede:n von uns hart, wenn wir nicht so angenommen und akzeptiert werden, wie wir sind. Für Kinder mit AD(H)S oder ASS, die verhaltenstechnisch meist aus dem Rahmen fallen, ist dies unglaublich anstrengend und resultiert immer in niedrigem Selbstwert. Hier ist es sehr wichtig, das Gute an dem Kind wahrzunehmen. Ausserdem sollten Eltern niemals die Hoffnung aufgeben und stattdessen lieber den Glauben an eine Verbesserung der Symptome etablieren. Düstere Prognosen versetzen uns in Angst und lähmen uns auf Dauer.  

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Tadah Tipp: Hirngespinste von Lisa Vogel —Piper Verlag

Lisa Vogel räumt auf mit allen Mythen und Märchen rund um ADHS. Sie erzählt in ihrem Buch, wie es ist, als erwachsene Frau mit ADHS zu leben und was im Alltag hilft.
Sehr informativ: Die aktuellen Erkenntnisse und Studien zum Thema ADHS.

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Gastautorin Carmen Stoffel ist selbst Mutter eines Kindes mit Autismus und ADHS. Sie arbeitet heute als Coach für Eltern mit verhaltensauffälligen Kindern und implementiert ihren 5 Schritte-Plan zusammen mit Eltern. Dadurch können körperliche Symptome und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern minimiert und damit gleichzeitig mehr Lebensqualität für die ganze Familie etabliert werden.
carmen-stoffel.com

Weitere Anlaufstellen und Informationen zu AD(H)S und Autismus:

Elpos: ADHS-Organisation
Mit Kindern lernen: AD(H)S in der Schule
autismus schweiz: Verein

 

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