Ist Gleichstellung im Business die Antwort auf den Fachkräftemangel?
85%
Die Schweiz ist mit einem gravierenden Fachkräftemangel konfrontiert. Ganz konkret bedeutet dies: Ohne Zuwanderung könnten bis 2025 bis zu 340’000 Stellen unbesetzt bleiben. Bis 2030 könnte die Zahl sogar bis 800’000 ansteigen. Was uns das kostet? Jährlich bis fünf Milliarden Franken. Was wäre, wenn die Antwort auf den Fachkräftemangel direkt vor unserer Nase läge? Gemäss dem Gender Intelligence Report 2023 von Advance gäbe es eine Lösung – sogar eine sehr naheliegende.
Die mögliche Lösung, den Fachkräftemangel abzuschwächen, beinhaltet nicht per se, dass Frauen analog der Männer ein Vollzeitpensum rocken und daheim «nebenbei» mit Nanny-, Grosseltern-, Kita- und Hort-Lösungen Kinder grossziehen. Die Lösung hat viel mehr mit Gleichberechtigung zu tun. I know, I know, wir wiederholen uns.
Vier mögliche Lösungsansätze, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
1
—Nicht mehr, sondern intelligenter arbeiten. Heute arbeiten die meisten Männer 100%, die meisten Frauen Teilzeit. Würden alle 85% arbeiten, könnte die Schweiz 87’000 Vollzeit-Äquivalente freisetzen. Wie schaffen wir es, mehr Frauen in dieses höherprozentige Pensum zu hieven? Mit Rahmenbedingungen wie der Flexibilisierung der Arbeit und vertrauensbasierter Führung. Mit Tandem-Jobs und Weiterbildung in Teilzeit.
2
—Mütter im Unternehmen halten. Mütter verlassen den Arbeitsmarkt im Schnitt für fünf Jahre. Und kehren mit niedrigen Beschäftigungsquoten zurück. Eine von sieben kehrt gar nicht mehr zurück. Eine bessere Bindung der Mütter an den Arbeitsmarkt könnte 53’000 Vollzeitstellen bedeuten. Wie schaffen wir das? Indem wir die Berufsrückkehr produktiv planen – schon vor der Mutterschaft.
3
—Faire Aufteilung der unbezahlten Arbeit.
Frauen leisten pro Woche elf Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Bääämm. Wenn diese Überstunden um die Hälfte reduziert würden, könnten Frauen mehr bezahlter Arbeit nachgehen. Und wir könnten wiederum bis zu 230’000 zusätzliche Vollzeit-Äquivalente gewinnen. Wie? Zum Beispiel mit Elternzeit für alle Geschlechter. Und mit Anreizen für Väter, diese in Anspruch zu nehmen.
4
—Steh für Dein Recht als Vater ein – Männer sollten sich für eine gleichberechtigte Kinderbetreuung einsetzen und an ihrem Arbeitsplatz für ihre Rechte und Pflichten als berufstätige Väter einstehen.
«Mit dem Ansatz «85% für alle» wäre viel gewonnen: Der Teilzeitgraben würde verschwinden, Männer hätten mehr Zeit für die Familie und Frauen für ihre Karriere.»
Advance und das Kompetenzzentrum für Diversität & Inklusion der Universität St. Gallen veröffentlichen jährlich den Gender Intelligence Report, welcher beleuchtet, wie es um die Entwicklung der Geschlechterdiversität in Schweizer Unternehmen steht. Und weil das Bestreben nach mehr Frauen in Führungspositionen entsprechende Rahmenbedingungen, also Vereinbarkeitsmassnahmen, bedingt, machen Tadah, Advance und das Compentence Centre for Diversity & Inclusion der Universität St. Gallen mit dem Newsletter «Vereinbarkeitsbarometer» gemeinsame Sache.