… Neurodermitis bei Kindern.

Die Haut juckt unerträglich, ist extrem trocken, gerötet und schuppt. So fühlt es sich für jedes fünfte Kind in der Schweiz an.

Die in Fachkreisen als atopische Dermatitis oder als atopisches Ekzem bezeichnete chronisch-entzündliche gutartige Hautkrankheit flammt oft zum ersten Mal im Säuglings- und Kleinkindalter meist im Gesicht, an Ellenbeugen, Kniekehlen oder an den Händen auf. Mit dem Heranwachsen nehmen die Symptome häufig ab – dennoch haben auch noch viele Erwachsene die lästige Hauterkrankung. Was löst sie aus und was kann man dagegen tun, vor allem wenn die Patient:innen kleine Kinder sind? Die Good News gleich vorweg: Neurodermitis ist heute gut behandelbar.

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Woher das atopische Ekzem kommt? It’s in the genes.

Wenn das eigene Kind am unangenehmen grossflächigen Juckreiz einer Neurodermitis leidet, fragen sich die verzweifelten Eltern: «Warum wir?!». Denn meist leidet die ganze betroffene Familie unter einer beeinträchtigten Lebensqualität. Es ist eine quälende Frage, nicht zu wissen, warum das eigene Kind die Krankheit hat – und ein anderes wiederum nicht… Zum Glück gibt es aber bereits viele Antworten zum atopischen Ekzem. Sicher ist, dass die Hautkrankheit erblich ist und bestimmte Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Heute weiss man, dass Neurodermitis durch ein komplexes Wechselspiel unterschiedlicher Faktoren entsteht: Dazu gehören eine genetisch bedingte Störung der natürlichen Schutzbarriere der Haut. Hinzu kommt ein fehlgeleitetes Immunsystem, das übertrieben stark auf harmlose äusserliche oder innerliche Reize reagiert, die einen Ausbruch der Krankheit auslösen. In anderen Worten: Da atopische Haut weniger gut geschützt ist, reagiert sie stärker auf ihre Umwelt.

Über 50% der Kinder mit atopischer Haut haben einen Elternteil, der ebenfalls betroffen ist.

Individuelle Trigger-Faktoren

Was kann einen Neurodermitis-Schub begünstigen? Die sogenannten Trigger-Faktoren sind individuell und können sich mit der Zeit verändern. Die Haut der meisten Patient:innen mit Neurodermitis reagiert beispielweise auf gewisse Körperpflegeprodukte oder übermässige Körperreinigung, Umweltschadstoffe (z.B. Zigarettenrauch, Abgase), kratzige Kleidungsfasern (z.B. Wolle), Klimafaktoren (z.B. trockene Luft, Kälte), Allergene (z.B. Pollen, Tierhaare), Lebensmittel (z.B. Eier, Milchprodukte, Gluten) oder auch psychische Belastungen (z.B. Stress, Leistungsdruck). Die Liste ist lang. Jedoch ist die Suche nach dem Auslöser oft vergebene Liebesmüh. Die Ekzemerkrankung ist hochkomplex. Mediziner:innen empfehlen daher, weniger auf Ursachensuche zu gehen und mehr auf die Linderung der Symptome zu fokussieren.

Statt aufs «Warum», lieber auf Therapie konzentrieren

Guter Hoffnung kann man vor allem bei den kleinsten Patient:innen sein: Wird das Ekzem in den ersten Lebensjahren konsequent behandelt, stehen die Chancen gut, dass sich die Neurodermitis auswächst und die Kinder später im Leben weniger anfällig für Allergien oder Asthma sind. Sieben Jahre ist das durchschnittliche Alter, in dem die Krankheit verschwindet. Anstatt nach dem Auslöser zu suchen, ist es also zielführender, auf die Behandlung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt zu setzen. 

Wie kann man das atopische Ekzem «in den Griff kriegen»?

1—Hautärztliche Behandlung

In einer Schubphase ist das Ekzem sichtbar und juckt. Dann sollte es durch ein wirksames, entzündungshemmendes Mittel behandelt werden. Das ist meist eine kindgerechte Kortisoncreme. Diese lindert die Beschwerden und den quälenden Juckreiz deutlich in nur ein bis zwei Tagen. Viele Eltern haben grosse Angst vor Kortison, da sich um das Arzneimittel noch immer viele Mythen halten, und zögern die Behandlung hinaus oder brechen sie frühzeitig ab. Moderne Kortisonpräparate machen, richtig angewendet, jedoch keine „dünne Haut“ und haben laut Studienlage selbst bei Babys keine Nebenwirkungen. Aufklärung der Eltern durch die Ärztinnen und Ärzte ist ein wichtiger Faktor für den Therapieerfolg – denn dafür ist es wichtig, die Kortisonbehandlung durchzuziehen. Je nach Schweregrad dauert die Therapie eine bis zwei Wochen, danach folgt eine kortisonfreie Pause oder Alternative. Natürlich erfolgt die Behandlung nach den individuellen Bedürfnissen jeder Patientin und jedes Patienten möglicherweise etwas anders, mit weiteren Arzneimitteln oder anderer Dauer. 

2—Tägliche Basispflege

In einer Remissionsphase ist das Ekzem oft unsichtbar, aber dennoch aktiv, und die Haut ist trocken. Atopische Haut ist durch die gestörte Hautbarriere sehr empfindlich. Um sie zu schützen, ihre Widerstandskraft zu stärken und sie zu reparieren, sollte sie daher in Schub- wie Remissionsphase regelmässig gepflegt werden – z.B. mit einer gut einziehenden, rückfettenden Körperpflege wie EXOMEGA Control von A-DERMA. Sie dient der trockenen Haut quasi als Schutzmantel. Sieht die Haut gut aus, reicht es oft, die Pflege einmal am Tag aufzutragen. Auch die regelmässige Reinigung mit Baden oder Duschen mit geeigneten Pflegeprodukten und anschliessendem Eincremen gehört zur Basispflege dazu. So können atopische Ekzemschübe gemildert und ihre Häufigkeit verringert werden. 

Neurodermitis ist heutzutage also eine recht «dankbare Krankheit».

Sie ist zwar nicht heilbar, wird sie aber rechtzeitig erfolgreich behandelt, lässt es sich gut damit leben – oder kann bei Kindern sogar ganz verschwinden. 

«Die beste Ekzemprävention, ist die Haut regelmässig einzucremen.»

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Dr. med. Marianne Meli

Gründerin und Leiterin der Dermanence Praxen an der Bahnhofstrasse und am Stadelhofen Zürich – den Kompetenzzentren für Dermatologie, Dermatochirurgie, Ästhetik und Lasermedizin.

Tadah: Warum wird Neurodermitis manchmal als Allergie missverstanden?

Neurodermitiker:innen leiden gehäuft unter Allergien wie beispielsweise Nahrungsmittel-, Pollen-, Tierhaar-, Hausstaubmilben- oder Kontaktallergien. Die Erkrankung gehört zum sogenannten atopischen Spektrum. Es besteht eine genetische Neigung, gehäuft Allergien zu entwickeln.

Warum sind so viele Babys und Kleinkinder betroffen?

Die Neigung einer Neurodermitis ist genetisch bedingt und somit im Erbgut bereits festgelegt. Babys und Kleinkinder haben eine dünnere und empfindlichere Haut, welche mehr Feuchtigkeit verliert im Gegensatz zu Erwachsenen. Das macht die Haut anfälliger für Ekzeme. 

Ist es möglich, das Risiko für Neurodermitis beim eigenen Kind zu mindern?

Die genetische Neigung kann man leider nicht beeinflussen. Die beste Ekzemprävention ist, die Haut regelmässig einzucremen, um die Hautbarriere zu stärken. Auch tut das Baden mit ölhaltigen Badezusätzen gut.

Wie kann Neurodermitis behandelt werden?

Grundlage ist immer eine konsequente Rückfettung der Haut. Sind Ekzeme vorhanden, werden in erster Linie Kortisoncremes und sogenannte Kalzineurininhibitoren wie Tacrolimus- oder Pimecrolimus-Cremes eingesetzt. Zusätzliche Hautinfektionen werden je nach Erreger behandelt. Bei einer stärkeren Neurodermitis werden innerliche Medikamente, welche das Immunsystem beeinflussen, eingesetzt. Im späteren Kindesalter kann auch eine Lichttherapie erfolgen.

Viele haben Respekt vor Kortisoncremes. Ist die Angst berechtigt? 

Wenn man die Kortisoncremes richtig anwendet, geht gar keine Gefahr von ihnen aus, und es tut den Kindern nur gut, den meist quälenden Juckreiz loszuwerden. Die Kortisoncremes wirken potenter auf die Haut und werden in der Regel viel besser vertragen als die neueren, kortisonsparenden Cremes.

Was ist bei Babys und Kindern mit Neurodermitis zu beachten?

Rückfetten, rückfetten, rückfetten. Wenn ein Verdacht auf eine Allergie besteht (im Kleinkindesalter vor allem Nahrungsmittel wie Milch, Eier, Nüsse…), dann diese abklären lassen. Hautreizende Kleidung wie beispielsweise Wolle vermeiden. PH-neutrale-, alkohol- und duftstofffreie Pflegeprodukte wählen.

Was ist noch wichtig über Neurodermitis zu wissen?

Eine Neurodermitis wächst sich häufig im Erwachsenenalter aus. Auch wenn die Ekzeme häufig besser werden, bleibt die Hautempfindlichkeit meist bestehen.

Weitere Infos für Eltern:

• Langärmlige Kleidung – Die betroffenen Hautstellen zu bedecken hilft, dass nicht direkt auf dem Ekzem gekratzt wird, was Infektionen reduziert.  

• Fingernägel kürzen – Wenn doch mal gekratzt wird, verletzen kurze saubere Nägel die Haut weniger. 

• Neurodermitiker:innen App – Eine engmaschige Überwachung erleichtert die Linderung des Ekzems. Mit der PO-SCORAD App könnt ihr die Entwicklung des Ekzems verfolgen und die Bilder mit dem medizinischen Fachpersonal teilen. 

• Ärzt:innenwechsel – Fühlt ihr euch bei eurer behandelnden Ärztin / eurem behandelnden Arzt nicht richtig beraten oder bessert sich die Neurodermitis eures Kindes nicht nachhaltig, sucht unbedingt eine:n auf Kinder spezialisierte:n Dermatologin/Dermatologen auf. 

• Schulungen – Das Allergiezentrum aha! oder Neurodermitis-Berater:innen der Unispitäler zeigen Eltern und Kindern, wie mit wirksamer Therapie ein Schub rechtzeitig abgefangen werden kann. 

• Videos des Unispitals Zürich – Wertvolle Tipps zur richtigen Hautpflege bei Neurodermitis.

Dieser Beitrag stammt aus der Feder von Marietta Mügge.