Let’s talk about… «Sharenting» – und wie wir unsere Kinder schützen.

Man wird Eltern – und schwupps, füllt sich das Handy mit abertausend Babybildern.

Viele dieser zauberhaften Momentaufnahmen landen oft ohne grosses Nachdenken in den sozialen Netzwerken von Mama und Papa. Manchmal auch auf eigens für die Kinder erstellten Profilen. «Noch praktisch», denkt man sich, schliesslich können so Onkel und Tanten oder Freund:innen auch aus der Ferne den Wachstumsstatus der Kleinen verfolgen…Doch ist das Teilen im Sinne der Kinder? Lasst uns darüber sprechen, was es beim Teilen von Aufnahmen unserer Kids zu beachten gibt. Ausserdem gibt es am 19. November zu diesem Thema einen Online-Elternabend mit Expert:innen zu sehen.

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit unseren Partner:innen von

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Das unlöschbare Familienalbum

«Sag mal Ameisenkacke!», das Kind lacht und Papa macht ein Foto. Klick hier, Swipe da, schon ist es online – auf Insta oder im Gruppenchat. Das Phänomen, Fotos und Videos der eigenen Kinder zu posten, heisst «Sharenting»: eine Wortneuschöpfung des Social Media-Zeitalters, die sich aus «Share» (Teilen) und «Parenting» (Elternschaft) zusammensetzt. Mit anderen Worten: Weil wir uns so über den Schnappschuss unseres Kindes freuen, wollen wir ihn unbedingt teilen und denken gar nicht darüber nach, was nach dem Upload mit dem Bild passieren könnte…

Jahre später könnte Dein Kind wegen des Fotos oder Videos, das Du so herzig fandest, möglicherweise gehänselt und zum Mobbing-Opfer werden.

Erst 13 Jahre alt und schon 1’300 Bilder im Internet

Ist das Bild einmal im Netz, bleibt es im Netz. Auch nach dem Löschen. Lädst Du also ein Foto von Deinem Kind hoch, muss Dir bewusst sein, dass Du damit die Kontrolle darüber ans World Wide Web abgibst. «Ja aber, was soll denn schon gross passieren?», fragst Du Dich jetzt vielleicht. Hier zwei durchaus realistische Szenarien: Jahre später könnte Dein Kind wegen des Fotos oder Videos, das Du so herzig fandest, möglicherweise gehänselt und zum Mobbing-Opfer werden. Und wenn ein online geteiltes Bild von Deinem leicht bekleideten oder gar nackten Kind in falsche Hände gerät, könnte es als Content auf Websites für Kinderpornografie auftauchen. Nebst diesen Horrorvorstellungen liegt zudem die Rechtslage klar auf der Hand. Laut Artikel 16 der UN-Kinderrechtskonvention hat Dein Kind u.a. Recht am eigenen Bild. Somit musst Du es eigentlich erst um Zustimmung bitten, bevor Du etwas von ihm postest. Ganz gleich, ob es 2 Monate oder 16 Jahre alt ist. Dazu kommt, dass wir als Eltern eine Fürsorgepflicht haben. Wir sind rechtlich verpflichtet, unsere Kinder zu schützen und ihre gesunde körperliche Entwicklung zu sichern. Das schliesst Vorsicht beim Posten von Baby- und Kinderbildern mit ein.

Den digitalen Fussabdruck von Kindern so klein wie möglich zu halten, wird auch in der Politik aktuell heiss diskutiert: Mit einer Motion, die der Nationalrat mit 98 zu 92 Stimmen guthiess, soll das Teilen von Kinderfotos in den sozialen Netzen geregelt und somit Kinder vor kommerzieller Ausbeutung und Cyberkriminalität geschützt werden. Du siehst: das Thema hat viele Facetten.

Tipps, um Dein Kind zu schützen

Weil Du – wie für so vieles – auch für die Privatsphäre Deines Kindes verantwortlich bist, empfehlen wir Dir schon mal diese Verhaltens-Basics, wenn Du Bilder von Deinem Kind auf Social Media teilen möchtest.

1—Unkenntlich machen

Achte beim Teilen eines Bildes von Deinem Kind darauf, dass sein Gesicht nicht erkennbar ist. Verdecke es mit einem Smiley, einem anderen Design oder zeige es nur von hinten.

2—No-Gos beachten

Intime oder möglicherweise peinliche Situationen sollten den Rahmen der eigenen vier Wände nicht verlassen. Wer will schon gerne Jahre später digitale Relikte von sich auf dem Töpfchen oder bei einem Wutausbruch finden?

3—Too-much-info vermeiden

Gib nicht zu viele persönliche Informationen über Dein Kind preis. Name, Alter, Aufenthaltsorte, Vorlieben etc. Deines Kindes gehören nicht ins Internet, sondern nur in den engsten Familienkreis.

Mehr Tipps erfährst du am Online-Elternabend. Falls Du am «Sharenting»-Infoevent nicht dabei sein kannst, findest Du hier weitere Regeln und Inputs zum Teilen von Kinderbildern im Netz. 

«Das Internet vergisst nie. Wir können uns bemühen, wie wir wollen: Was den Weg einmal ins Netz geschafft hat, wird dort bleiben. Viele Jahre später tauchen alte Bilder wieder auf – und vielleicht in ganz anderem Zusammenhang.»

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Michael In Albon

Der Jugendmedienschutzbeauftragte Swisscom ist Sprachwissenschaftler und Vater von zwei Söhnen im Alter von 14 und 16 Jahren.

Text: Tadah
Bild: Swisscom

Tadah: Warum teilen viele Eltern so unbedacht Bilder ihrer Kinder im Netz?

Michael In Albon: Eltern sind enorm gefordert, wenn es um den Schutz ihrer Kinder im Netz geht. Die Überforderung zeigt sich auch dadurch, dass (zu) viele Eltern Kinder-Schnappschüsse allzu oft online teilen – auch mit Menschen, die sie gar nicht kennen.

Was kann man tun, um bereits geteilten Content seiner Kinder aus dem Netz zu löschen?

Man muss sehr schnell reagieren: Zunächst mittels der Google Bilder-Suche (den Link von dem Bild im Post einfügen) nach bereits vorhandenen Kopien suchen. Und die Verantwortlichen auffordern, das Bild oder den Clip zu löschen. Dann den eigenen Post umgehend löschen. Mehr bleibt uns nicht übrig, als die Hoffnung, alle Kopien erwischt zu haben.

Was können Eltern tun, wenn das eigene minderjährige Kind bereits Smartphone und Social Media-Profil besitzt und Content von sich postet?

Wir Eltern haben eine Aufsichtspflicht. Und Soziale Medien gehören da auch dazu. Führen Sie Ihr Kind a) nicht zu früh und b) Schritt für Schritt an die Sozialen Medien heran. Erklären Sie ihm, was mit Bildern passieren kann und versuchen Sie, die Post-Lust zu verringern.

Das Medienkompetenz-Engagement von Swisscom

Seit vielen Jahren fördert Swisscom die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung. Dem Telekommunikationsunternehmen liegt am Herzen, wichtiges Know-how im Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln und damit die Nutzung in allen Lebenslagen zu verbessern – vor allem für Eltern und Erziehungsberechtigte, welche die neue Generation in der digitalen Welt begleiten. Auf der Wissensplattform Swisscom Campus gibt es Tipps, Tricks, Anleitungen und Medienkurse, die wertvolle Inputs für diverse Lebensbereiche wie z.B. Familie und Arbeit liefern.