Mom2Mom: Andrea Haas.
In unserer Artikel-Reihe «Mom2Mom» gibt eine Mutter der nächsten das Wort. Wir starteten mitten in Zürich, dann ging es auf Reise: ins Bündnerland, ins Fürstentum Liechtenstein, an den Walensee und nun zurück in den Kanton Zürich. Die Zwanzigste in unserer Serie ist Andrea Haas. Sie hat zwei Teenie-Töchter und gab uns einen Einblick in ihr Muttersein.
Andrea Haas
lebt mit ihren zwei Töchtern Luzy (14) und Filiz (11) im Kanton Zürich.
Andrea arbeitet zu 90% als Schulleiterin.
Tadah: Wie hat sich Dein Leben verändert, als Du Mutter wurdest?
Es gibt wenig, was sich nicht verändert hat. Ab Minute eins ist da plötzlich eine Aufgabe, die einem 24/7 nicht mehr loslässt. Gefühle wie Liebe, Angst, Sorge, Verantwortung multiplizieren sich unerwartet heftig. Schon vor der Geburt meiner eigenen ersten Tochter war ich sehr nahe dran an Familien mit Kindern. Bei meinem Neffen und Göttibub war ich bei der Geburt dabei und auch danach durfte ich intensiv und sehr nah am Familienleben meiner Schwester teilhaben. Aber nichts bereitet dich auf den Moment vor, an dem aus deinem eigenen Herzen ein Mutterherz wird.
Findest Du Elternratgeber wertvoll? Und wenn ja, welche?
Die Elternbriefe der Pro Juventute fand ich sehr hilfreich und authentisch. Sie kamen, wenn ich mich richtig erinnere, unaufgefordert jeden Monat in unseren Haushalt. Die Inhalte der Briefe haben eigentlich immer genau das angesprochen und geklärt, was bei uns gerade aktuell war. Ich war richtig Fan dieser Büchlein. Alle Fragen, die mich als Einsteigermutter beschäftigten, wurden dort ungeschönt und direkt angesprochen: Schlafen, Ernährung, Entwicklung und Partnerschaft. Auch die Mütter- und Väterberatung der Stadt Zürich hat uns in den ersten Monaten extrem unterstützt, uns individuell beraten und mir viel Sicherheit geben können. Dafür bin ich bis heute dankbar.
Welchen Ratschlag würdest Du einer Mutter geben, die ihr erstes Kind erwartet?
Wahrscheinlich das, was alle Mütter mit etwas älteren Kindern sagen: Die Zeit vergeht so schnell, versuch soviel als möglich zu geniessen, den Zauber eines Babys wahrzunehmen und nimm dir Zeit für all die kleinen und grossen Freuden. Solltest du Ängste und Sorgen haben, dann sei gewiss: Du bist damit nicht alleine. Hol dir Hilfe, tausche aus und hab Vertrauen in die Stärke deines Kindes, egal wie klein und schutzbedürftig es ist. Vertraue auf dein Bauchgefühl, nicht jeder Ratschlag ist ein guter und die Fülle derer, kann oft mehr verwirren als klären.
Wann und warum wusstest Du, dass der Vater Deiner Kinder der Vater Deiner Kinder werden wird?
Diese Entscheidung wurde uns abgenommen… Wir wurden unerwartet schnell mit dem grössten Geschenk unseres Lebens beglückt; es blieb nicht viel Zeit zu grübeln oder zu überlegen.
Hast Du je gedacht: Das schaff ich nicht? Und wenn ja, in welcher Situation? Und wie hast Du sie gemeistert?
Ja, tatsächlich immer wieder. Der Start ins Leben war für unsere erste Tochter Lucy nicht ganz einfach. Die Sorge und die Verantwortung haben mich manchmal fast erdrückt und mir den Atem geraubt. Die Tatsache, dass wir in einem Land mit erstklassiger medizinischer Versorgung leben, macht mich heute noch jeden Tag unglaublich dankbar und demütig. Unser Kind war in den besten Händen und das hat mich immer wieder beruhigt und zuversichtlich gestimmt.
Hast Du manchmal ein schlechtes Gewissen Deinen Kindern gegenüber?
Es macht mich schon traurig, dass die Freude und Unbeschwertheit in den ersten Monaten kaum bei uns Platz gefunden haben. Die Geburt meiner zweiten kerngesunden Tochter Filiz, hat mich diesbezüglich geheilt.
Heute habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich völlig energielos und müde von der Schule nach Hause komme, mit dem dringenden Bedürfnis nach Ruhe und Erholung. Dies passt nämlich gar nicht zu den Bedürfnissen von zwei Teenagermädchen. Manchmal geht es dann aber erst richtig los; und wenn mir in solchen Situationen die Gelassenheit, die Geduld und Unbeschwertheit gänzlich fehlen, ja dann habe ich ein schlechtes Gewissen.
Darf man als Mutter lügen? Und wenn ja, wann und wieso?
Ach ja klar. Ich bin mit der «Lüge» aufgewachsen, dass ausser dem Guetnachtgeschichtli nichts im Fernseher läuft. Meine Kinder mussten auch solche Schummeleien verkraften.
Euer Lieblingskinderbuch?
Natürlich „Pippi Langstrumpf“.
Wie sieht ein idealer Tag mit Deinen Kindern aus?
An einem idealen Tag sind alle zufrieden, es gibt keinen Stress und keinen unnötigen Streit um Kleinigkeiten. Wir müssen nicht auf die Uhr schauen, der Wäschekorb ist leer, der Kühlschrank voll und die Sonne scheint.
Wie einer «dieser» Tage?
Es gibt immer wieder Tage mit schlechter Stimmung – alle sind müde und gereizt. Es sind übrigens bei uns meistens die Samstage. Jetzt, wo alle aber selbständig agieren, können wir uns aus dem Weg gehen. Irgendwann explodiert’s dann doch, was unangenehm ist, und zeitgleich kommen dann aber auch Sachen, die sich aufgestaut haben, auf den Tisch.
Welche Charaktereigenschaften soll Dein Kind von Dir haben?
Ich teile sehr gerne und freue mich, wenn sich andere wohlfühlen und freuen. Ich schenke lieber, als beschenkt zu werden und ich habe gelernt Menschen mehr als nur eine Chance zu geben. Das wäre schön, wenn meine Kinder davon auch was hätten.
Wofür gibst Du am meisten Geld aus?
Ferienerlebnisse für die ganze Familie; ohne Reue und mit der festen Überzeugung, dass dies etwas vom Nachhaltigsten für uns alle sind. Nämlich gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen.
Wie ähnlich bist Du Deiner eigenen Mutter?
Äusserlich rein gar nicht. Früher musste meine Mutter oft beweisen, dass ich überhaupt auch dazu gehöre. Auch sonst ticken wir eher nicht im gleichen Takt.
Was inspiriert Dich?
Das Leben und Wirken von coolen und starken Frauen in meinem Umfeld; meine Schwestern, meine Freundinnen, Powerfrauen aus Politik und Gesellschaft.
Was macht Dich nervös?
Vieles: Kontotiefstand, kaputte Waschmaschine, die Frage: Wer ist wann zu Hause und geht der Tag auf, zu viele Abendtermine, Zahnschmerzen, steigende Coronafallzahlen und die damit verbundenen drohenden Konsequenzen für Schule, Familie und Gesellschaft. Und und und.
Wie und wo tankst Du für den nächsten Tag Energie?
Das Stündli oder zwei Ruhe, wenn es draussen dunkel ist, alle in ihren Zimmern sind und ich die Herrin über Sofa und Fernbedienung bin.
Hat sich Deine Einstellung zu Deiner Karriere geändert, seit Du Mutter bist?
Eigentlich nicht: Ich mag weder Eintönigkeit noch Stillstand. Alle 5-10 Jahre muss was gehen; Weiterbildung oder Jobwechsel.
Findest Du, man kann in der Schweiz Familie und Beruf gut unter einen Hut bringen?
In der Schweiz erscheint es mir fast ein Luxus zu sein, wenn beide Elternteile arbeiten. Die externe Kinderbetreuung ist für Familien ab der Mittelschicht eine wahnsinnig teure Angelegenheit. Ohne unsere Familien wären wir dabei bestimmt nicht so gut über die Runden gekommen. Meine Schwiegereltern haben regelmässige und verbindliche Betreuungsaufgaben übernommen. Meine Mutter gibt immer im Backup und ist an Wochenenden und Ferien verfügbar und gerne im Einsatz. Ein unbezahlbarer und dankenswerter Luxus, der uns unser Leben massiv erleichtert hat.
Was fehlt? Was müsste Deiner Meinung nach anders sein?
Es fehlt die flächendeckende Einführung von Tagesschulen. Dies würde die Situation in so manchen Familien bereits massiv entlasten, nicht nur finanziell.
Wie löst Ihr die Betreuung der Kinder?
Je älter die Kinder, desto unkomplizierte die Betreuung. Wir kommen mit Mittagstisch in diversen Variationen sehr gut über die Runden. Das war nicht immer so und ich geniesse diese neue Freiheit und Unbeschwertheit extrem.
Welcher Mutter möchtest Du das Wort übergeben und wieso?
Malina Müller: Sie hat vier Kinder von Mini bis Maxi ist alles dabei. Ihr Leben ist alles andere als eintönig und unspektakulär – eine spannende Frau, die bestimmt viel zu berichten hat.
Wir wissen, wie schwierig Vereinbarkeit manchmal sein kann. Deshalb kannst Du Dein Kind bei Tadah im schweizweit ersten Coworking Space mit Kinderbetreuung flexibel betreuen lassen.