Mom2Mom: Petra Baumann.

 In unserer Artikel-Reihe «Mom2Mom» gibt eine Mutter  der nächsten das Wort. Gestartet sind wir in Zürich, dann ging die Reise vom Bündnerland über das Fürstentum Liechtenstein und den Walensee wieder zurück nach Zürich und nun sind wir in St. Gallen – bei Petra, die mit ihrem Mann ein Lehrer:innen-Jobsharing innehat und deshalb Job und Familie ziemlich gut unter einen Hut bekommt. Aber lest selbst. 

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Petra Baumann lebt mit Mann, ihrem Sohn Paul (7 Jahre) und ihrer Tochter Lily (5 Jahre) in St. Gallen. Sie arbeitet im 25%-Pensum als Lehrerin im Jobsharing mit ihrem Mann.

Tadah: Wie hat sich Dein Leben verändert, als Du Mutter wurdest?

Bis kurz vor der Geburt unseres Sohnes war ich Vollzeit-Kindergärtnerin. Mit dem Wissen, dass ich bald für ein kleines Wesen verantwortlich sein darf, habe ich meine damalige Stelle aufgegeben. Der Wechsel von einem geregelten Berufsalltag und dem anfangs unstrukturierten Alltag mit einem Kleinkind war schon sehr kontrastreich und gewöhnungsbedürftig. Die Zeit war sehr lehrreich, und ich habe es auch fest genossen, mich ohne beruflichen Druck auf die Mutterrolle einlassen zu können. Ich trug nun eine neue, sehr grosse Verantwortung, gab eine gewisse Flexibilität und einige Freiheiten auf. Mein Leben wurde zugleich aber mit ganz viel neuer Liebe und enorm wertvollen Aufgaben bereichert.

Findest Du Elternratgeber wertvoll? Und wenn ja, welche?

Das Elternmagazin Fritz+Fränzi bietet mir bis heute jeweils viele informative, alltagsnahe Artikel, die zum Nachdenken anregen. Als frischgebackenes Mami halfen mir die Pro Juventute-Elternbriefe enorm. Beim Durchlesen musste ich oft schmunzeln, fühlte mich sehr erleichtert und bestätigt, dass die Dinge, die in der jeweiligen Entwicklungsphase gerade passieren, ganz normal zu sein schienen.

Welchen Ratschlag würdest Du einer Mutter geben, die ihr erstes Kind erwartet?

Hör auf Dein Herz und Dein Bauchgefühl. Ein Kind zu bekommen, ist ein riesiges Geschenk und zugleich eine riesengrosse Aufgabe. Jede Mutter und jedes Kind sind einzigartig, vergleiche Dich deshalb nicht mit anderen.

Wann und warum wusstest Du, dass der Vater Deiner Kinder der Vater Deiner Kinder werden wird?

Als wir uns im Studium kennenlernten, merkte ich schnell, was für ein wundervoller Mensch er ist und wir die gleichen Ansichten und Werte teilen. Auf langen Stadtspaziergängen malten wir uns stets unsere Zukunft aus und merkten, dass wir die gleichen Vorstellungen haben. Wir sind ein gutes Team und schätzen uns gegenseitig sehr. Mir wurde früh klar, dass all das für mich die richtige Basis für eine Familiengründung ist.

«Mit dem Stillen hat es leider auch nicht wie gewünscht funktioniert, was zu Versagensängsten führte.»

Hast Du je gedacht: Das schaff ich nicht? Und wenn ja, in welcher Situation? Und wie hast Du sie gemeistert?
Ich hatte nach der ersten Geburt mit dem Babyblues zu kämpfen. Ich war überwältigt von allen Gefühlen und kam während des Wochenbetts noch nicht ganz klar mit der neuen, unglaublich grossen Verantwortung. Mit dem Stillen hat es leider auch nicht wie gewünscht funktioniert, was zu Versagensängsten führte. Zum Glück hatte ich viele unterstützende Leute um mich herum. Mein Mann, meine Familie, meine Freund:innen haben mich mit guten Taten und Gesprächen immer wieder aufgefangen und unterstützt.

Hast Du manchmal ein schlechtes Gewissen Deinen Kindern gegenüber?

Nicht wirklich. Ich nerve mich vielleicht mehr über mich selbst, wenn ich manchmal nicht die Geduld aufbringen kann, die es benötigt.

Darf man als Mutter lügen? Und wenn ja, wann und wieso?

Ich finde, man darf die Wahrheit altersgerecht verpacken. Vom Lügen bin ich kein Fan. Dann erzählt man lieber nichts oder versucht es auf eine andere Art und Weise. Ich möchte meinen Kindern auch beibringen, dass es sich nicht lohnt zu lügen. Eine harmlose Notlüge kann mal drin liegen, mehr finde ich aber nicht ok.

Euer Lieblingskinderbuch?
«Die drei ??? Kids» und «TKKG Junior» lassen uns gerade in die Welt der Bücher eintauchen. Wahnsinnig knackige, spannende Geschichten – ich staune immer wieder. Die Bücherreihen «Dr. Brumm» und «Zilly, die Zauberin» sorgen bei uns für viel Gelächter und können zum Teil in- und auswendig mitgesprochen werden.

Wie sieht ein idealer Tag mit Deinen Kindern aus?
An einem idealen Tag lassen wir uns treiben, gehen auf eine kleine Velotour, kochen gemeinsam Abendessen und kuscheln vor dem Schlafengehen zu einem Buch auf dem Sofa.

Wie einer «dieser» Tage?
Da hat mindestens jemand von uns nicht genug Energie und wir finden den Rank einfach nicht ganz. Dabei nehmen vor allem unangenehme Gefühle die Überhand.

Welche Charaktereigenschaften sollen Deine Kinder von Dir haben?
Meine Ehrlichkeit, meine Empathie und meine Herzlichkeit.

Wofür gibst Du am meisten Geld aus?
Im Alltag definitiv für regionales und saisonales Essen, da wir unseren Kindern den Umweltgedanken vorleben und weitergeben möchten.

Wie ähnlich bist Du Deiner eigenen Mutter?
Ich sehe zum Glück sehr viele Charaktereigenschaften von ihr in mir: Ihre Gelassenheit, ihr uneigennütziges Engagement für andere und die Gabe, im Moment leben zu können und das Beste aus jeder Situation zu machen.

Was inspiriert Dich?
Gute Gespräche auf Augenhöhe, Menschen, die sich für mehr Gerechtigkeit einsetzen und was sich in Kinderköpfen abspielt.

Was macht Dich nervös?
Leute, die den Konflikt suchen und grosse Menschenmengen.

Wie und wo tankst Du für den nächsten Tag Energie?

Zuhause bei einem Tee, bei einem guten Gespräch oder in der Natur beim Joggen.

«Die Gabe, das Hier und Jetzt zu geniessen, hindert mich wohl auch daran, eine speziell grosse Karriere hinzulegen.»

Hat sich Deine Einstellung zu Deiner Karriere geändert, seit Du Mutter bist?

Ich hatte ehrlich gesagt nie die grosse Vorstellung von einer Karriere. Ich habe schon immer Tag für Tag und Woche für Woche gelebt. Ich geniesse meinen Beruf als Lehrperson, meine Verantwortung zuhause sowie die Zeit mit den Kindern. Die Gabe, das Hier und Jetzt zu geniessen, hindert mich wohl auch daran, eine speziell grosse Karriere hinzulegen.

«Mit unserem Familienmodell und unserem Beruf können wir im Moment Familie und Beruf relativ gut unter einen Hut bringen.»

Findest Du, man kann in der Schweiz Familie und Beruf gut unter einen Hut bringen? 

Meiner Meinung nach kommt es auf die Tätigkeit, die Familienkonstellation und die eigenen Vorstellungen an. Mit unserem Familienmodell und unserem Beruf können wir im Moment Familie und Beruf relativ gut unter einen Hut bringen. Wir führen jetzt das dritte Jahr zusammen eine Klasse und können uns mit dem Jobsharing gut aufteilen. Das ist ein grosses Privileg, dessen wir uns bewusst sind. Wir werden davon nicht reich, geniessen dafür umso mehr Zeit mit der Familie. Das war uns von Anfang an wichtig.

Was fehlt? Was müsste Deiner Meinung nach anders sein?
Man sollte mehr Verständnis dafür aufbringen, dass nicht alle die gleiche Vorstellung von «Familie» haben und wie diese umzusetzen ist.

Welcher Mutter möchtest Du das Wort übergeben und wieso?
Ich übergebe das Wort gerne an Yvonne Zimmermann. Unsere Gespräche und ihre Gedanken inspirieren mich immer wieder aufs Neue. Ihre Liebenswürdigkeit und ihre Leidenschaft, die sie für ihren Beruf und ihre Familie aufbringt, finde ich bewundernswert.