Und es braucht ein Dorf. Aber zu welchem Preis?

Den «normalen» Alltag mit Kindern zu bewältigen, ist ein Managerjob. Und das on top zu Erwerbsarbeit und Haushalt. Doch der Posten als CFO (Chief Family Officer) wird weder als solcher bezahlt, geschweige denn als solcher anerkannt. Wie schaffen es Familien in der Schweiz Kinder, Job, Haushalt und die ganze Organisation drumherum unter einen Hut zu bringen? Sie brauchen einen XXL-Sombrero. Oder das viel zitierte Dorf. Wie das aktuell aussieht, hat Advance in Zusammenarbeit mit McKinsey in ihrem neusten Whitepaper «Und es braucht ein Dorf» unter die Lupe genommen.  

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Ein Whitepaper über das vielzitierte Dorf. 

Advance und McKinsey haben drei Whitepaper veröffentlicht, um die Hürden für Frauen im Schweizer Arbeitsmarkt aufzuzeigen. Das dritte Papier wirft einen augenöffnenden Blick auf die Herausforderungen von Frauen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung. A tricky one. 56% der Befragten im Zuge der Whitepaper-Umfrage finden es nämlich ausserordentlich schwierig, ihre Karriere mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren.  

 

Status quo: die Frau macht’s. 

Von wegen gleichberechtigt: In der Schweiz werden Betreuungs- und Haushaltsaufgaben in erster Linie immer noch von Frauen übernommen: Sie sind sechsmal häufiger als Männer die Hauptbetreuungsperson und achtmal häufiger für den Haushalt zuständig. Hard Fact: Schweizer Frauen verbringen 50% mehr Zeit (rund elf Stunden pro Woche) als Männer mit unbezahlter Arbeit für Familie und Haushalt. Verglichen mit anderen Ländern ist dieser Anteil unverhältnismässig hoch. 

Solange unser Land auf Mütter als Hauptbetreuerinnen fixiert bleibt, können wir in Sachen Gleichstellung der Geschlechter «adieu, merci» sagen.

54% greifen auf ihr «Dorf» zurück. 

Um diese Herausforderung zu bewältigen, gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, für die Kinderbetreuung in irgendeiner Form Unterstützung aus ihrem persönlichen Umfeld zu organisieren. Das eigene Dorf ist nice, reicht aber oft nicht aus, um den Betreuungsbedarf abzudecken. 

Am häufigsten genannte Betreuungsformen für Kinder im Vorschulalter: 

  1. Kindertagesstätten
  2. Kindergarten 
  3. Grosseltern oder andere Familienmitglieder 
  4. Nanny 
  5. Babysitter:in 
  6. Tagesmutter 

 

Bedenken bei der Kinderbetreuung haben die Befragten bezüglich Qualität, Praktikabilität – und den Kosten. Denn selbst wenn die Kleinen das Schulalter erreichen, müssen viele Familien auf zusätzliche Fremdbetreuung für ihren Nachwuchs zurückgreifen. 

Kinderbetreuung neu denken
Wie könnten diese geschlechtsbedingten Ungleichheiten angegangen und die Kinderbetreuung (und damit die Gleichstellung von Mann und Frau) in der Schweiz verbessert werden? Wir müssen weg von der traditionellen Mutterrolle, hin zu gemeinsamer Elternschaft und zeitgemässen Betreuungskonzepten: 

Veraltete Rollenbilder aufbrechen
Eine der grössten Bremsen für einen Wandel sind die gesellschaftlich tief verwurzelten Rollenbilder von Mann und Frau, die sich u.a. in institutionellen Strukturen widerspiegeln. Beinahe 40% der Schweizerinnen und Schweizer (laut einer UNICEF-Studie) sind der Ansicht, dass Kinder im Vorschulalter leiden, wenn ihre Mütter arbeiten. Berufstätige Mütter werden auch heute noch mit dem Begriff «Rabenmutter» geschmäht. Dabei haben neue Untersuchungen (gemäss Whitepaper von Advance) ergeben, dass sich die Berufstätigkeit einer Mutter positiv auf die Entwicklung und das Wohlbefinden ihrer Kinder auswirkt. 

Kosten & Qualität von Kinderbetreuung verbessern
Mehrere Initiativen beschäftigen sich derzeit mit der Frage, wie der Staat die Kinderbetreuung unterstützen kann. Dabei geht es nicht nur darum, dass kostengünstige, leicht zugängliche Kinderbetreuung verfügbar sein muss – sie muss auch auf die Bedürfnisse der Familien ausgerichtet sein und z.B. flexible Bring- und Abholzeiten ermöglichen. 

Die Stadt Zürich liefert ein richtungsweisendes Beispiel für die (Nachmittags-) Betreuung von Kindern: Die Gemeinde hat beschlossen, bis 2030 die Volksschule in Tagesschulen umzuwandeln, die Mittagessen sowie Nachmittags- und Frühbetreuung anbieten. 

Kinderbetreuung durch Arbeitgebende ausbauen
Arbeitgebende und private Organisationen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Flexible Arbeitszeiten oder Home Office-Optionen können Eltern bereits unterstützen. Weitere zeitgemässe Initiativen von Arbeitgebenden sollen als weitere Inspiration für andere Unternehmen dienen: 

z.B. hat Swiss Re in Zusammenarbeit mit Tadah an ihrem Hauptsitz das Swiss Re Kids House eingeführt – eine interne Kinderbetreuungseinrichtung, die Mitarbeitende bei Bedarf über ein Buchungssystem buchen können, wenn sie flexible Kinderbetreuung benötigen. 

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«Die Zeit ist reif für Tagesschulen. Das Betreuungsangebot muss weiter ausgebaut werden, damit gut qualifizierte Arbeitskräfte nicht mehr zwischen Kinder oder Karriere entscheiden müssen.»  

Alkistis Petropaki
Geschäftsführerin
Advance – Gender Equality in Business

All together now 

Die Zahlen von Advance belegen, dass Mütter, Väter und unsere Wirtschaft von einem besseren Kinderbetreuungssystem profitieren würden. Dazu braucht es die Einführung von familienfreundlicher Kinderbetreuung durch die Politik, innovative Lösungen von Unternehmen und Schulen sowie eine Entstigmatisierung von erwerbstätigen Müttern durch die Gesellschaft. Für positive Veränderungen müssten die verschiedenen Akteur:innen also alle an einem Strang ziehen. 

 

Für einen faktenbasierten Deep Dive in den Status quo und der Beleuchtung konkreter Massnahmen zur Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz hier das Whitepaper lesen.

Advance ist mit über 140 Unternehmensmitgliedern die führende Organisation in der Schweiz, die sich aktiv für mehr Frauen im Management einsetzt. 

Es ist erwiesen, dass gemischte Teams bessere Entscheidungen treffen, innovativer und meist profitabler sind. Mit einem konkreten Programm unterstützt Advance Firmen darin, Diversität in Wettbewerbsvorteile zu übersetzen. Denn Gender Equality ist ein Win-Win für Männer, Frauen, Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes. Mehr dazu weadvance.ch 

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