Zahlen & Zitate: Mütter fehlen dem Schweizer Arbeitsmarkt.
57%
Gemäss dem White Paper «Kind oder Karriere» von Advance fehlen die Mütter unserem Arbeitsmarkt. Würden mehr Mütter höherprozentig arbeiten, hätte unser Land ein 6% höheres Bruttoinlandsprodukt. Also einen höheren Lebensstandard. Trotzdem fehlen hierzulande für die meisten Mütter entsprechende Rahmenbedingungen, um das Pensum auch nach der Geburt nach oben zu schrauben. Weshalb und worin unterscheiden wir uns hier von den Gleichstellungs-Musterschüler:innen in Skandinavien?
Gemäss einer Advance-Umfrage mit rund 600 gut qualifizierten, berufstätigen Frauen in der Schweiz erleben 83% der berufstätigen Frauen einen Karriereunterbruch von durchschnittlich 12 Monaten, über 70% davon nach der Geburt eines Kindes.
Soweit so gut – abgesehen von den finanziellen Einbussen für die Frau. So liegt das durchschnittliche Lebenseinkommen von Frauen derzeit 43% unter jenem der Männer, was sich auch auf die Altersvorsorge auswirkt und zu einem 35% tiefer liegenden Renteneinkommen führt.
Was den Frauen neben dem geringeren Verdienst zu schaffen macht: die Umsetzung der Work-Life-Balance. Und der Verlust von Führungspositionen und Verantwortung sowie die fehlende Unterstützung durch Mentor:innen und Förderinnen und Förderer.
Also wählen die meisten Schweizer Frauen den sogenannten (Schweizer) Mittelweg: 57% wechseln gemäss Umfrage auf eine Teilzeitbeschäftigung, dies vor allem, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu gewährleisten.
Zum Vergleich: Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) arbeiten nur 18% der Schweizer Männer Teilzeit, und gemäss dem Gender Intelligence Report lediglich 5% in einem Pensum unter 80%
Wie lösen es andere Länder und sorgen für bessere Vereinbarkeit und damit höherprozentig arbeitende Mütter? In Schweden beispielsweise gibt es stolze 16 Monate bezahlte Elternzeit, die sich die Partner:innen aufteilen können. (Zur Erinnerung: Im Vergleich gibt es bei uns lediglich 3.5 Monate bezahlten Mutterschaftsurlaub und zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.)
Danach gibt es für schwedische Eltern subventionierte Kinderbetreuung, die einen Bruchteil der Kosten in der Schweiz kostet. Dieses Modell macht das Vollzeitarbeiten für Väter – wie auch für die Mütter – möglich. Auch das Stigma der «Rabenmutter», wenn eine Frau mit Kind wieder arbeiten geht, gibt es in Schweden so nicht.
Was, wenn wir wie die Schwedinnen ticken würden?
Mehr als die Hälfte der Schweizerinnen entscheidet sich nach der Geburt ihres Kindes bewusst für Teilzeit, um mehr Zeit mit ihrem Nachwuchs zu verbringen. Natürlich spielen auch Gründe wie hohe Fremdbetreuungskosten und sehr lange Präsenzzeiten eine enorme Rolle.
Was das für die Schweizerinnen heisst
Neben einem geringeren Verdienst fehlt den Frauen hierzulande gemäss der Umfrage vor allem die gesunde Vereinbarkeit. Im schlimmsten Fall macht sie die geringere Erwerbskraft lebenslang finanziell abhängig von einem Vollzeit-verdienenden Partner. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sind gefragt, damit sich die Situation für die Mütter der Zukunft verbessert.
Mögliche Lösungsansätze à la Schweden:
1
—Mehr bezahlbare Kitas & Co. – Ein erweitertes, erschwinglicheres, flexibles Kinderbetreuungssystem, das Müttern ermöglicht, höherprozentig zu arbeiten.
2
—Längere bezahlte Elternzeiten – Reform des Mutter- und Vaterschaftsurlaubs, damit Frauen weniger zusätzliche unbezahlte Unterbrechungen in Anspruch nehmen müssen.
3
—Firmeninternes Umdenken – Unternehmen könnten Mütter gezielt fördern und Alternativen zu bestehenden Aufstiegsmodellen schaffen, eine entsprechende Unternehmenskultur pflegen, mehr Elternzeit anbieten oder die Kinderbetreuung unterstützen.
4
—Steh für dein Recht als Vater ein – Männer sollten sich für eine gleichberechtigte Kinderbetreuung einsetzen und an ihrem Arbeitsplatz für ihre Rechte und Pflichten als berufstätige Väter einstehen.
Advance und das Kompetenzzentrum für Diversität & Inklusion der Universität St. Gallen veröffentlichen jährlich den Gender Intelligence Report, welcher beleuchtet, wie es um die Entwicklung der Geschlechterdiversität in Schweizer Unternehmen steht. Und weil das Bestreben nach mehr Frauen in Führungspositionen entsprechende Rahmenbedingungen, also Vereinbarkeitsmassnahmen, bedingt, machen Tadah, Advance und das Compentence Centre for Diversity & Inclusion der Universität St. Gallen mit dem Newsletter «Vereinbarkeitsbarometer» gemeinsame Sache.